In ihrer Kolumne erzählt Anneline Kleeberg von den Fortschritten ihrer Deutschschüler und ihren Motivationstechniken
„Die Tage gehe ich mal zum Doktor. Es gibt Verdacht auf Herzrhythmusstörungen – bemerkbar machen die sich aber nicht. Eine Freundin hat mir letzthin den Puls gemessen, da meinte sie, der sei etwas hoch und unregelmäßig. Jetzt sehen wir mal, was der Arzt meint.
Auf jeden Fall gebe ich im Frühjahr ein kleines Amt ab: Das Tanzkaffee in der Familienbildungsstätte Husum muss im nächsten Winterhalbjahr jemand anderes übernehmen.
Aber Deutschunterricht gebe ich immer noch sehr gern. Die beiden Gruppen Alphabetisierung und Fortgeschrittene sind sehr klein geworden. Einige gehen nun zur Volkshochschule in Husum, und andere nehmen ein Angebot der Bundesagentur für Arbeit wahr. Danyal* und Ashgan, zwei Afghanen, die eine Zeit lang große Probleme hatten, blühen geradezu auf. Ich habe den beiden einmal kräftig ins Gewissen geredet und ihnen erklärt, dass sie Deutsch lernen müssten, wenn sie in Deutschland bleiben möchten. Und im Moment könnten sie noch nicht zur Volkshochschule gehen. Sie haben es verstanden und sind eifrig dabei.
Und ein dritter Afghane, Milad, ist jetzt auch richtig ehrgeizig im Unterricht. Anfangs trank er oft, rauchte ungutes Zeug und zog einen Mitbewohner mit hinein. Ich sprach sehr scharf mit ihm: Es sei in Deutschland absolut verboten, dieses Zeug zu rauchen und wenn er erwischt würde, könnte es böse Konsequenzen nach sich ziehen. Manchmal muss man das eben in Erinnerung rufen.
Ein anderer meiner Schützlinge, Faruk, auch er aus Afghanistan, wurde nach Italien abgeschoben. Mit ihm verbrachte ich noch einen Nachmittag in Niebüll, wir gingen zusammen Pizza essen, es war sehr schön. Und sobald er dort unten telefonieren konnte, rief er mich an. Vielleicht kann er bald wieder nach Deutschland kommen, wir bleiben in Kontakt. Man muss sich einmal vorstellen: Er ist seit acht Jahren unterwegs, Afghanistan, Iran, Italien, Deutschland, Schweden, wieder Deutschland. Er möchte doch auch einfach irgendwo mal bleiben können.“
*Namen geändert, der Redaktion bekannt
So erlebt Reporter Ibrahim Naber die Super-Oma: