Man muss sich das immer mal wieder vor Augen halten. In wenigen Tagen wird Anneline Kleeberg 80, sie ist gut viermal so alt, wie viele der Flüchtlinge, die sie auf Nordstrand betreut. Manchmal ist es ihr in Räumen zu laut, dann überdreht ihr Hörgerät – zu viel Leistung.
Es gibt auch Momente, in denen müsste man Anneline Kleeberg herunterschrauben können, Schub wegnehmen. Dann nämlich, wenn sie sich übernimmt, wie Anfang Jahr, als sie vor Erschöpfung plötzlich Fieber kriegte, ständig hustete – und trotzdem fast den ganzen Tag auf Achse war.
Dieses ständige Beschleunigen und Bremsen ist der Spagat der Anneline Kleeberg, der sie während der ganzen letzten sechs Monate beschäftigt hat. Oft war sie 16 Stunden am Tag unterwegs und ebenso oft hat ihr dann der Arzt geraten, sofort kürzer zu treten.
Stück für Stück wurde den Reportern von “Schaffen wir das?” dieses Problem bewusst, als sie die Super-Oma Ende 2015 zu begleiten begannen. Ebenso, dass sich Kleeberg manchmal missverstanden fühlt, wenn andere Helfer ihr vorwerfen, sich zu fest in den Vordergrund zu drängen. Auch fühlt sie sich in ihrer Zuneigung manchmal nicht erwidert, weil einige Neuankömmlinge sich irgendwann an die Helfer wenden, von denen sie sich mehr materielle Unterstützung erhoffen.
Und wie so viele, die ihr Leben lang vor allem in der Arbeit ihr Glück fanden, reagiert sie darauf mit noch mehr Engagement. „Wir schaffen das, was wir uns vornehmen. Ob alle Flüchtlinge bleiben können und Arbeit finden, das wissen wir nicht. Das wird sich entwickeln.“