Die Nachbarin

Jessika Herrmann

Jessika Herrmann kannte Flüchtlinge nur aus den Nachrichten – bis sie plötzlich zu ihren Nachbarn wurden. Wie verändert sich das Leben als Anwohnerin der größten Erstaufnahme-Einrichtung Bayerns?

13. April 2016, 9:34 h

„Man weiß doch gar nicht: Ist das ein Flüchtling oder nicht?“

Um die Bayern-Kaserne in München kursierten wilde Gerüchte über Flüchtlinge – von Prostitution und Vandalismus ist die Rede. Was hat Nachbarin Jessika Herrmann davon mitbekommen?

6. April 2016, 5:30 h

Von der Flüchtlingsunterkunft zum Wohnviertel

Vor eineinhalb Jahren platzte die Bayern-Kaserne aus allen Nähten, jetzt bekommen die Anwohner kaum noch etwas von den Flüchtlingen mit – meint Jessika Herrmann in ihrer April-Kolumne.

„Dadurch, dass sich in den letzten Wochen ein paar Dinge bei mir geändert haben – zum Beispiel hat mein Sohn von der Kinderkrippe in den Kindergarten gewechselt und ich fahre dadurch weniger mit dem Bus – nehme ich andere Wege als vorher und begegne fast gar keinen Flüchtlingen mehr. Aber natürlich muss man auch sehen, dass jetzt weniger Flüchtlinge in der Bayern-Kaserne untergebracht sind; die Grenzschließungen auf dem Balkan tragen dazu bestimmt ihren Teil bei. Ich kann nicht beurteilen, wie es sich lebt, wenn in einem kleinen Dorf auf einmal hunderte Asylbewerber untergebracht werden. Hier in München verteilt sich alles und zumindest ich bemerke die gestiegene Zahl an Menschen in meinem Alltag nicht. Hinzu kommt, dass die Bayern-Kaserne Ende des Jahres geschlossen werden und auf dem Gelände ein komplettes Wohnviertel entstehen soll. In unserer unmittelbaren Nachbarschaft werden zukünftig also noch einmal deutlich weniger Flüchtlinge leben.“