Seit Juni 2016 kümmere ich mich jetzt nicht mehr im Auftrag des Bezirksamtes sondern in dem des LaGeSo um die Qualität der medizinischen Versorgung in den Notunterkünften des Berliner Bezirkes Friedrichshain/Kreuzberg.
An meiner praktischen Arbeit ändert sich dadurch nichts. Ich habe aber den veränderten Status mit seiner definierten Aufgabenstellung zum Anlass genommen, in den einzelnen Einrichtung die Art der Zusammenarbeit erneut zu besprechen und auf mehr Professionalität zu bestehen, womit ich, bei dem insgesamt doch guten persönlichem Verhältnis, meist Unterstützung gefunden habe.
Gestern ist die erste von mir betreute Turnhalle ‚freigezogen‘ worden. Da im Vorfeld Komplikationen zu befürchten waren, bin ich morgens hingefahren. Alles lief ruhig, freundlich und bei Bewohnern und Mitarbeitern erstaunlich emotional ab. In den bis zu sechs Monaten des Zusammenlebens sind engere Beziehungen entstanden, als ich das wahrgenommen hatte.
Es ist mir eine große Beruhigung, dass zumindest die Familien jetzt abgeschlossene Wohnungen beziehen, dass sie die Türe hinter sich zu machen können, ein normaleres Familienleben möglich wird und den Müttern der große Wunsch erfüllt ist, wieder für ihre Familien zu kochen.
Ich wünsche ihnen allen eine bessere Zukunft.
Viel Kritik ist allerdings zu üben an der Vorgehensweise, die die Kinder aus ihren mühsam erworbenen sozialen Bezügen in den Schulen und Kitas reißt. Besonders kritikwürdig ist das deshalb, weil der Bezirk seit Monaten eine Schule umgebaut und für die Aufnahme von Familien in abgeschlossenen Wohneinheiten vorbereitet hat, deren Bezug von den politischen Gremien verschleppt wird. Vermutlich parteipolitisches Gerangel wird auf dem Rücken der Geflüchteten ausgetragen. Das macht wütend und ist einfach widerlich.
Mit der zunehmenden Struktur und auch Routine wird der Arbeitsaufwand sowie die emotionale Belastung geringer. Damit ist mein Leben zum Glück wieder bunter und vielfältiger geworden.
Am 11. Juni haben sich fast alle Protagonisten von ‚Schaffen wir das‘ auf Einladung der Axel-Springer-Akademie zum Kennenlernen, Erfahrungsaustausch, Sightseeing und Essen getroffen. Es war ausgesprochen nett, die, an deren Leben man seit Monaten teil nimmt, nun auch persönlich zu treffen und sehr interessant, die im Projekt präsentierten Person mit dem realen Menschen zu vergleichen.