Die Ärztin

Dr. Renate Schüssler

Dr. Renate Schüssler bot ab Sommer 2015 Sprechstunden für Flüchtlinge in verschiedenen Gemeinschaftsunterkünften in Berlin an. Mittlerweile liegt der Fokus ihrer Artbeit auf der Kontrolle von Hygienestandards in Unterkünften und der Erkennung von Faktoren, die die Gesundheit gefährden. Sie setzt sich für die Gestaltung eines fördernden Alltags für die Kinder und Kontrolle der Betreuung ein.

28. Oktober 2016, 15:32 h

Große Ehrung für unsere Ärztin

Die Berliner Ärztekammer verlieh Dr. Renate Schüssler die Georg-Klemperer-Ehrenmedaille für ihren ehrenamtlichen Einsatz bei der medizinischen Versorgung von Flüchtlingen in Berlin.

Eine große Ehre für die „Schaffen-wir-das“-Protagonistin „Die Ärztin“, Dr. Renate Schüssler: Die Berliner Ärztekammer verlieh der 74-Jährigen die Georg-Klemperer-Ehrenmedaille für ihren ehrenamtlichen Einsatz bei der medizinischen Versorgung von Flüchtlingen in Berlin. Die Kinder- und Jugendärztin war Helferin der ersten Stunde, als im Sommer 2015 Tausende Flüchtlinge auf das Lageso-Gelände kamen.

Die Glückwünsche von Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) überbrachte der Präsident der Ärztekammer, Günther Jonitz, bei der Verleihung Ende September: „Unter schwierigen Bedingungen stand sie den Geflüchteten mit ihrem Wissen und ihrer langjährigen Berufserfahrung zur Seite.“ Daher sei sie ein Vorbild für uns alle in einer Zeit, in der der gesellschaftliche Zusammenhalt vor vielfältigen Bewährungsproben steht“, so Jonitz weiter. „Sie hat die Flüchtlinge von Beginn an und ohne nachzufragen versorgt. Sie wurde sowohl auf der individuellen als auch der politischen Ebene tätig.“

Der Vorstand der Ärztekammer Berlin wählte Frau Schüssler für ihr Selbstverständnis und stellvertretend für die in der Flüchtlingsversorgung ehrenamtlich tätigen Ärztinnen und Ärzte für die höchste Auszeichnung der Kammer aus. „Die Versorgung der Flüchtlinge ist eigentlich Aufgabe des öffentlichen Gesundheitsdienstes, der allerdings in den letzten Jahren vielen Sparmaßnahmen zum Opfer gefallen ist“, betonte Jonitz. „Frau Schüssler und viele andere Ärzte sind in die Bresche gesprungen. Was wir daraus lernen können ist, dass staatliche Organisationen solche außerordentlichen Notlagen nicht alleine bewältigen können, sondern nur gemeinsam mit der Zivilgesellschaft.“ Die Ehrung sei für sie eine große Ermutigung und Motivation, sagte Renate Schüssler in ihrer Dankesrede.

 

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Am 30. September fand die Auszeichnung in der Berliner Ärztekammer statt

 

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In ihrer Rede bedankte sich Dr. Renate Schüssler. Die Ehrung sei für sie eine große Ermutigung und Motivation

 

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Dr. Renate Schüssler mit Vertretern der Berliner Ärztekammer

 

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Die Georg-Klemperer-Ehrenmedaille

 

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Viele Freunde und Unterstützer von Frau Dr. Schüssler kamen zu der Preisverleihung

Das schreibt Frau Dr. Schüssler über die Ehrung:

Am 30.09 2016 hat mir die Ärztekammer Berlin die Georg-Klemperer-Ehrenmedaille verliehen. Das ist für mich nicht nur eine große Ehre und Anerkennung, die ich dankbar annehme, es bedeutet auch Ermutigung, sich nicht unterkriegen zu lassen in einer Zeit, in der es mir manchmal schwer fiel, mich immer wieder neu zu motivieren.

Sicher, der Anlass für die Ehrung war die Arbeit mit und für die Geflüchteten, über die ich ja nun seit fast einem Jahr an dieser Stelle berichte. Die Basis ist jedoch durch das jahrzehntelange Miteinander der Kulturen in meiner Kreuzberger Praxis mit einem ganz überwiegenden Anteil nichtdeutscher Patienten gelegt worden, das mich tief geprägt hat, das mir geholfen hat, einen klaren kulturell/gesellschaftlichen Standpunkt zu entwickeln und mich sicher im Umgang mit fremden Haltungen zu fühlen.

Dass ich mich den Herausforderungen und Auseinandersetzungen über all die Jahre stellen könnte – mehr noch, dass ich das mit Freude und Leidenschaft konnte, verdanke ich:

  • meinen Patienten, die mich angeregt, in jeder Beziehung in Bewegung und bei Laune gehalten haben,
  • all meinen Mitstreiterinnen in der Praxis und in den Institutionen, denen ich oft eine unbequeme, anspruchsvolle Mitarbeiterin war,
  • den wunderbaren ehrenamtlichen Dolmetschern auf dem Gelände des LaGeSo vor einem Jahr und später in den Notunterkünften, die meine Arbeit erst möglich gemacht haben und die nie diese Anerkennung erfahren haben, wie sie mir jetzt zu Teil wurde.

Ihnen allen danke ich und teile diese Auszeichnung mit ihnen.