Mit Beginn des neuen Jahres habe ich in Neukölln das Handtuch geworfen, da es mir mangels materieller Voraussetzungen nicht gelingen konnte, eine stabile medizinische Versorgung in den beiden Notunterkünften aufzubauen.
Das örtliche Gesundheitsamt bot mir im November einen Honorarvertrag an, um diese Versorgung zu gewährleisten. Ich bin davon ausgegangen, dass die Gesundheitsbehörde Verantwortung übernehmen will. Diese Haltung wollte ich gerne unterstützen.
Organisatorische Aufgaben waren vertraglich ausgeschlossen. Es war mir selbstverständlich, dass mich ein Arbeitsplatz und die finanziellen Voraussetzungen für meine Arbeit erwarten. Ein Trugschluss. Ich habe mich von Sprechstunde zu Sprechstunde gehangelt. Organisierung der Ausstattung eines Arbeitsplatzes, Rekrutierung von Ärzten für die Versorgung der Erwachsenen, Sammeln von Spenden, um Medikamente und um Dolmetscher zu bezahlen. Dabei konnte ich zum Glück auf ein verlässliches Netz unterstützender Menschen vertrauen, das sich in drei Monaten täglicher Arbeit am LAGeSo entwickelt hat. Man hilft sich gegenseitig. Die Mittel für die Versorgung bereit zu stellen, ist aber ganz klar eine Sache der Behörden.
Ich habe mir die Entscheidung, diese Form der Verpflichtung aufzulösen, nicht leicht gemacht. Aus Verantwortung gegenüber den Flüchtlingen. Auch unterstütze ich die Kollegen weiter, indem ich Materialien und Medikamente, die ich erhalte, an sie weiter leite. Neukölln hat sich im Gegensatz zu anderen Bezirken zwar um eine Gesundheitsversorgung bemüht, aber so funktioniert das Konzept nicht.
Tatsächlich hatte ich eine Alibifunktion, mit der sich der Bezirk aus der Verantwortung frei gekauft hat. Der Bezirksstadtrat Herr Liecke sagt in seinem Beitrag (Wegbegleiter), dass er sich freue, dass ich mich so aufreibe. Das habe ich allerdings nicht vor.