Der Optimist

Hamza Mahfood

Erst beim achten Versuch gelang ihm die Überfahrt nach Europa. Hamza Mahfood will in Deutschland das Leben führen, das ihm in Syrien verwehrt bleibt. Ein Leben mit Frieden, Freiheit und Träumen.

7. Januar 2016, 11:14 h

„Bitte richtet Eure Angst nicht gegen uns!“

Hamza Mahfood ist entsetzt über die Gewalt in Köln. Er hat Angst, dass die Feindseligkeit gegenüber Flüchtlingen zunimmt und richtet einen drängenden Appell an die deutsche Gesellschaft.

7. Januar 2016, 4:00 h

Glücklichsein ist nicht selbstverständlich

Hamza Mahfood will in Deutschland vor allem eins: glücklich sein. Und das vor allem für seine Eltern, die sich in Syrien täglich vor dem Krieg fürchten müssen.

Hallo und ein frohes neues Jahr allen Lesern da draußen!

Was für ein ereignisreiches Jahr ist für mich zu Ende gegangen – und wichtiger noch: was für ein ereignisreiches Jahr hat wohl gerade begonnen? Die Weihnachtsfeiertage habe ich mit einem guten Freund verbracht. Er ist ebenfalls aus Syrien geflohen, allerdings erst, als ich schon in Deutschland war. Nun lebt er in Münster, über Weihnachten hat er mich spontan besucht. Auch Silvester hielt eine Überraschung bereit. Nachmittags dachte ich noch, ich hätte nichts vor und würde den Abend allein in dem Hostel, in dem ich derzeit wohne, verbringen. Doch dann habe ich mitten in der Stadt zufällig ein paar italienische Touristen getroffen, die mich spontan mit zum Brandenburger Tor genommen haben. Was für eine großartige Feier! So viele glückliche Menschen, ein wunderbares Feuerwerk und das Brandenburger Tor in all dem Licht waren wirklich beeindruckend. Das neue Jahr hat für mich also gut begonnen. Nur eine Einschränkung gab es. Denn meine Familie zuhause in Syrien konnte den Jahreswechsel nicht genießen. Auch wir in Syrien feiern den Jahreswechsel normalerweise, wenn auch weitaus kleiner als hier in Berlin. Aber nur wenige Tage zuvor wurde ein Dorf bombardiert, das nur einige Kilometer von meiner Heimatstadt entfernt liegt. Für einen kurzen Moment hatte ich ein schlechtes Gewissen – weil ich hier in Deutschland glücklich feierte, während meine Eltern zuhause in Gefahr  sind und mich außerdem sehr vermissen. Doch dann wiederum sage ich mir – ich muss gerade deshalb versuchen, hier glücklich zu sein und mein Leben zu genießen. Weil Glücklichsein nicht selbstverständlich ist.

Neue Freunde aus Italien! Mit ihnen feiert Hamza Mahfood Silvester am Brandenburger Tor. Quelle: Hamza Mahfood

Mittlerweile habe ich immer mehr gute Tage in Deutschland. Anfangs war meine Zeit hier vor allem davon geprägt, zu warten. Vor dem LAGeSo, Tag für Tag und Nacht für Nacht. … Teilweise habe ich deshalb sogar meinen Deutschkurs verpasst. Ende Dezember hat es dann aber endlich geklappt – ich hatte einen Termin im LAGeSo und bekam endlich die notwendigen Papiere, um zum Jobcenter zu gehen. Mein Termin dort ist noch im Januar. Danach kann ich mich dann hoffentlich endlich um einen Job oder einen Studienplatz und eine Wohnung bemühen. Allerdings werde ich schon früher beim Jobcenter auftauchen – ich werde Bekannte begleiten, die ebenfalls aus Syrien geflohen sind und die ich hier kennengelernt habe. Sie sprechen kein Deutsch und kaum Englisch und sind deshalb auf Hilfe angewiesen. Für einen Termin beim Jobcenter nimmt man am besten jemanden mit, der Deutsch spricht. Ein freundlicher Herr hilft uns dabei ehrenamtlich – ich wiederum helfe ihm und übersetze zwischen Englisch, Arabisch und auch ein bisschen Deutsch. Deutsch lerne ich nämlich jetzt seit Mitte Dezember und bin begeistert! Jeden Morgen habe ich einen Kurs mit wechselnden Lehrern, fast alle sind super. Über die Weihnachtsfeiertage und Silvester hatten wir Ferien, aber ich kann es kaum erwarten, dass der Unterricht weitergeht. Ich kenne mittlerweile sämtliche Körperteile auf Deutsch (aber um Himmels Willen, war das Arbeit!), ich kann begrüßen und mich verabschieden und immerhin auch schon feststellen, wenn etwas „lecker“ schmeckt. Richtige Sätze bilden kann ich noch nicht. Das muss jetzt langsam aber mal was werden, damit ich anfangen kann, mich auf Deutsch zu unterhalten. Aber ich bin optimistisch!

Protokoll von Julia Maria Grass

So erlebte Reporterin Julia Maria Grass die Entwicklung mit Hamza Mahfood.

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