Seitdem die Zuständigkeit für die Caldener Flüchtlingseinrichtung in Gießen liegt, bemerke ich, dass es bürokratischer wird. Der Wille, uns unkonventionell zu helfen, erlahmt zunehmend. Die besondere Situation, dass man in einem Dorf eine Erstaufnahmeeinrichtung errichtet hat, findet im Grunde keine Berücksichtigung mehr. Beispiel: Das Regierungspräsidium Gießen hat seit Juli die Kostenübernahme für unsere drei Mitarbeiter gestrichen, die ausschließlich den Müll entsorgen, der durch den Flüchtlingszuwachs aufkommt. Das zuvor zuständige Regierungspräsidium Kassel verlangt sogar Geld von uns zurück. Das geht so nicht!
Ich werde versuchen, der Landesregierung deutlich zu machen, dass es im Zuge der Flüchtlingseinrichtung immer noch Kosten gibt, die vom Land Hessen zu tragen sind – wie etwa die Müllbeseitigung oder zusätzlicher Verwaltungsaufwand. Derzeit sind weniger als 300 Flüchtlinge in der Einrichtung. Zeitnah werden es aber wieder mehr als 500 werden. Entlasse ich die drei Reinigungskräfte, wird der Müll wieder zunehmen. Besorgte Bürger schicken mir immer noch reihenweise Bilder von Fundstellen der Müllentsorgung.
Vor Wochen entdeckten die Flüchtlinge auch den nächstgelegenen Sportplatz im Nachbarort. Diesen nutzten sie regelmäßig und ohne Probleme, sie verhielten sich vorbildlich. Jedoch ging die Nutzung zu Lasten der Grünfläche. Daher muss die Planung zum Bau eines Sportplatzes in der Einrichtung vorangetrieben werden. Kleinfeldtore sind schon bestellt. Das Geld stammt aus den Fördermitteln des Programms „Sportcoaches“ vom hessischen Innenministerium. Nun muss ich jemanden finden, der die sportlichen Aktivitäten in der Flüchtlingseinrichtung koordiniert. So greifen wir auch wieder das Thema „Stakepark” auf. Zwei Studenten haben sich bereits gemeldet. Für ihren Einsatz bekommen sie dann eine Aufwandsentschädigung – vom Land Hessen. Die Koordination dieses Themas muss ebenfalls von meiner Gemeindeverwaltung zusätzlich zu den eigentlichen Aufgaben durchgeführt werden. Man spürt deutlich, dass der große Druck aus dem Flüchtlingsthema gewichen ist. Wir werden vom Land mit den Problemen vor Ort alleine gelassen.