Der Arbeitgeber

Sven Gempper

Für Sven Gempper kann Integration nur funktionieren, wenn die Flüchtlinge rasch eine Arbeit finden. Deshalb will der Werksleiter ihnen einen guten Start in ein neues Leben ermöglichen – mit Ausbildung und Sprachkurs.

5. Juli 2016, 13:24 h

„Wir können keine Beschäftigungstherapie machen“

Schlechte Nachrichten aus Hohenmölsen: Das Praktikumsprogramm für Flüchtlinge kann vorerst nicht weitergeführt werden. Sven Gempper erklärt, wie es dazu kam.

Momentan ist die Situation bei uns leider durchwachsen. Mittlerweile hat die zweite Flüchtlingsgruppe ihr Praktikum beendet, aber nun sehen wir uns gezwungen, das Programm bis August auszusetzen. Unsere Voraussetzung war ja eigentlich, dass wir nur Flüchtlinge mit einer hohen Bleibewahrscheinlichkeit in das Projekt aufnehmen, sonst macht es keinen Sinn. Nun waren in der letzten Praktikantengruppe bereits sechs Afghanen, die wahrscheinlich wieder zurück müssen, und auch zurzeit finden wir kaum Kandidaten, die infrage kämen. Auch nicht aus aus Syrien. An sich geeignete Kandidaten, die auf ein Praktikum angesprochen wurden, haben abgelehnt. Unter anderem mit der Begründung, dass sie, sobald ihre Residenzpflicht vorbei ist, schnellstmöglich nach München wollen.

Wir können hier jedoch keine Beschäftigungstherapie machen, die niemandem etwas bringt, weil die Flüchtlinge dann eh wieder in ihre Herkunftsländer zurückmüssen. Das ist für uns auch einfach zu teuer. Deswegen bleibt die Lehrwerkstatt jetzt erst einmal bis August geschlossen.

Positiv ist, dass Abdoulah aus der ersten Praktikantengruppe mittlerweile regulär als Produktionshelfer bei uns angestellt ist. Er ist weiterhin sehr fleißig und die Kollegen sind zufrieden mit ihm. Er muss weiterhin noch alle drei Monate zur Ausländerbehörde, weil auch bei ihm nicht sicher ist, ob er dauerhaft in Deutschland bleiben kann. Aber selbst falls er irgendwann zurück muss, war seine Anstellung eine sinnvolle und positive Sache für beide Seiten, das können wir bereits jetzt sagen.