Mittlerweile hat uns leider wieder ein Praktikant verlassen, weil er als Flüchtling anerkannt wurde. Vielleicht hatte er die ganze Zeit den Nebengedanken, dass die Teilnahme an unserem Projekt seine Chancen erhöhen würden. Als es dann so weit war, hat er das Praktikum aufgegeben. Das ist von ihm kurzfristig gedacht und sehr schade. Die anderen sechs Praktikanten sind aber weiterhin voll motiviert dabei. Mitte Januar gab es für sie eine kleine Schweißerschulung. Mir war besonders wichtig, dass das eine Frau durchführt. Ich wurde vorher gewarnt, dass es wegen der kulturellen Differenzen Probleme mit der Akzeptanz geben könnte, aber da habe ich mir gedacht: „Jetzt erst recht!“ Schließlich geht es bei uns nicht nur um die handwerkliche Ausbildung, sondern auch um die Vermittlung unserer Werte. Und siehe da: Die Praktikanten saßen in der Theorie, brav wie die Lämmchen, haben zugehört und mitgemacht. Auch der praktische Teil, ebenfalls durch unsere Schweißfachingenieurin vermittelt, lief sehr gut ab. Sie kommen jetzt auch ab und zu mal raus aus der Lehrwerkstatt und können in die richtige Produktion reinschnuppern. Unsere Arbeiter machen manchmal etwas langsamer, damit die Praktikanten alles verstehen, aber ich habe auch extra gesagt, dass sie nicht mit Samthandschuhen angefasst werden sollen. Später in der Arbeitswelt wird das auch nicht so sein. Die Stammbelegschaft war ja schon etwas skeptisch am Anfang, aber es kam noch keine einzige Beschwerde von den Mitarbeitern. Die Skepsis, so habe ich den Eindruck, schlägt gerade um in Akzeptanz.
So erlebt Reporterin Christina Wenig den Arbeitgeber: