Als Vermittlungscoach bei der Bildungs-, Vermittlungs- und Unternehmensberatungs-GmbH (BVU) im Burgenlandkreis, einem von drei Partnern des Projekts, will Jörg Freiwald den Asylbewerbern beim Start in den Arbeitsmarkt helfen.
„Im Moment ist es nicht schnell möglich, Asylbewerber in den Arbeitsmarkt zu integrieren“, sagt Freiwald. Neben den oftmals fehlenden Deutschkenntnissen der Flüchtlinge ist der bürokratische Aufwand derzeit die größte Hürde: Aufgrund der geltenden Vorrangprüfung muss für jede Stelle, die ein Asylbewerber in Aussicht hat, zuerst geprüft werden, ob ein Deutscher oder EU-Bürger dafür in Frage kommt. Durch diese Einzelfallentscheidungen werden viele Flüchtlinge in die Arbeitslosigkeit gezwungen. Um den Asylbewerbern dennoch so gut wie möglich den Einstieg in die Arbeitswelt zu erleichtern, gibt es Programme wie das der BVU. Für die Auswahl der Teilnehmer gelten zwei bestimmte Kriterien:
Etwa 25 Asylbewerber werden derzeit von der BVU betreut. Zum Coaching gehören neben der sprachlichen und beruflichen Qualifikation auch ganz alltägliche Dinge, etwa gemeinsames Kochen und Einkaufen. Warum ist es wichtig, auf den Kilopreis zu achten und nicht nur auf den Endpreis der Ware? Woran erkennt man Nahrungsmittel, die Muslime essen können? Wie bedient man den Fahrkartenautomat der Deutschen Bahn? „Das sind so die kleinen Mühen des Lebens“, erklärt der 60-Jährige.
Vier Asylbewerber aus dem Programm der BVU nehmen am Integrationspraktikum der AGCO Hohenmölsen GmbH von Sven Gempper teil. Einer von ihnen hat bereits in seinem Heimatland in einer Metallfirma gearbeitet und will auch hier weiter in diesem Bereich tätig sein. „Er hat auch schon geschweißt“, sagt Jörg Freiwald, „Aber in Deutschland braucht man überall Scheine und Berechtigungen. In den Ländern, aus denen die Flüchtlinge stammen, probiert man sich aus und es klappt oder eben nicht. Das geht unter unseren Sicherheitsbedingungen und Qualitätskennziffern natürlich nicht.“ Um den Asylbewerbern einen Überblick über die Möglichkeiten und Voraussetzungen der Berufswahl in Deutschland zu verschaffen, war Freiwald mit ihnen auch im Berufsberatungszentrum:
Die Hauptzielstellung der BVU ist es, besonders junge Leute in Ausbildung zu bringen, damit sie ihr Leben selbst gestalten können. „Wir wollen, dass sie mit ihrer Ausbildung in der Lage sind, sich selbst und eventuell auch eine Familie, die sie neu gründen oder nachholen wollen, zu versorgen. Dass sie genug Geld verdienen können, um nicht von Hartz IV leben zu müssen“, erklärt der Vermittlungscoach.
Das Integrationspraktikum von Sven Gempper ist dabei eine große Hilfe. „Wir freuen uns, dass AGCO eine Möglichkeit bietet, dass wir aus dem allgemeinen Begriff Metall etwas mehr machen können“, sagt Jörg Freiwald. Hier können interessierte Asylbewerber deutsche Normen kennenlernen, erste Erfahrungen an deutschen Maschinen sammeln und letztlich unter echten Bedingungen arbeiten. „Für uns Deutsche ist das einfach, wir sind das gewohnt. Aber fast neun Stunden jeden Tag einfach konstant an der Arbeit zu sein, das ist ja nicht mal in Europa überall so üblich“, sagt er.
Trotz der zahlreichen Hürden, die es noch zu überwinden gilt, blickt er positiv in die Zukunft: