24. Mai 2016, 15:03 h

Wofür Flüchtlinge Geld ausgeben

Die Ausgaben für Flüchtlinge sind hoch, gleichwohl wirken sie schon heute wie ein großes Konjunkturprogramm. Wir haben unsere Protagonisten gefragt, wofür sie ihr Geld ausgeben.

Hamza Mahfood, „Der Optimist“

Ich bekomme seit zwei Monaten Geld vom Jobcenter, bis dahin war es ein ziemliches Hin und Her. Davor habe ich nur einmal Geld vom Landesamt für Gesundheit und Soziales bekommen. Das hat zwar eine Weile gereicht, aber schon seit einigen Monaten hatte ich kein Geld mehr und musste mir ständig etwas von Freunden leihen. Deswegen gehe ich mit dem Geld, das ich nun vom Jobcenter bekomme, sehr sorgfältig um. Ich bekomme 413 Euro plus Mietgeld. Mit einem großen Teil davon bezahle ich erst mal die Schulden bei meinen Freunden. Diesen Monat habe ich außerdem Kleidung für den Sommer gekauft. Ich mache das so: Ich gehe einmal shoppen und versuche dann, möglichst Klamotten für die gesamte Saison zu kaufen, so dass ich monatlich nichts mehr dafür ausgeben muss. Auch beim Essen spare ich.

Aber ein Laster muss sein: Nüsse! Ich liebe Nüsse und zwar alle möglichen Sorten. Dann ist da natürlich noch das Smartphone, da bezahle ich einen Telefontarif, aber außerdem noch Datenvolumen. Mit meiner Familie bleibe ich nämlich hauptsächlich über „Whatsapp“ in Kontakt. Und für meine Freizeit habe ich 30 Euro übrig.

Rana Salib, „Die Junge Mutter"

Am meisten gebe ich für meinen Sohn aus: 130€ für Kleidung, Schul- und Spielsachen. Vieles ist hier teurer als in Syrien: Für einen Laib Fladenbrot zahle ich mehr als einen Euro – bestimmt zehnmal so viel wie in Syrien.  Deshalb kaufe ich inzwischen Toastbrot. Das ist günstiger als Fladenbrot und weich. Deutsches Brot ist hart. Auch Brötchen sind hart.  In Syrien essen wir weiches Brot.

Wenn ich mich mit meinen Freunden treffe, rauchen wir gerne Shisha. In unserer Kultur gehört das einfach dazu, aber hier ist das Luxus. Wenn ich meine Freunde einmal in der Woche zum Shisha-Rauchen zu mira einlade, gebe ich im Monat etwa 30 Euro für Tabak aus. In Syrien habe ich dafür gerade einmal 20 Euro im Jahr ausgegeben. Ich kann mir das gar nicht leisten, meinem Besuch immer eine Pfeife anzubieten. Wenn meine Freunde bei mir Shisha rauchen möchten, müssen sie etwas dazugeben. In Syrien ist es zwar verpönt, von seinen Gästen Geld zu verlangen für etwas, das sie im Haus zu sich nehmen, aber anders kann ich mir das einfach nicht leisten. Wenn meine Freunde Shisha-Rauchen wollen, müssen wir zusammen legen. In dem Punkt bin ich deutsch geworden.

Ibrahim Qalla, „Der Schauspieler“

Meine Situation hat sich, seitdem ich Anfang des vergangenen Jahres nach Deutschland gekommen bin, Schritt für Schritt verbessert. Erst habe ich eine Weile in Berlin gelebt, nun bin ich vor zwei Monaten zu meinem Bruder nach Aachen gezogen. Das ist auch deshalb gut, weil wir uns viele Kosten teilen können. Ich habe 400 Euro vom Jobcenter im Monat zur Verfügung. 100 Euro etwa gebe ich für Essen und Trinken aus. Schulsachen muss ich auch häufig kaufen, Bücher und Utensilien, aber das sind natürlich sehr wichtige Ausgaben. Das, zusammen mit Sachen, die ich manchmal für die gemeinsame Wohnung kaufe, kostet mich noch mal so etwa 50 Euro im Monat. Aber manchmal gönne ich mir auch etwas: Nach der langen Zeit im Flüchtlingsheim in Köpenick war ich froh, dass ich mich auch mal um nichtige Dinge kümmern konnte. Die letzte große Anschaffung war deshalb Kleidung.

Und dann habe ich leider noch ein großes Laster: Ich rauche, und Zigaretten sind in Deutschland so teuer, ich kann es gar nicht fassen. Dafür gehen im Monat etwa 50 Euro drauf, das ist ganz schön viel.

1. Mai 2016, 16:36 h

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