Für Hamza Mahfood ist die Halbzeit-Bilanz des Projekts „Schaffen wir das“ gleichzeitig eine ganz persönliche Jahresbilanz. Denn genau ein Jahr ist es her, dass er der junge Syrer seine Heimat verlassen hat und nach Deutschland gekommen ist. Er ist Atheist, schaut gern amerikansiche Serien und liebt Metal-Musik – drei Eigenschaften, die in Deutschland völlig normal sind, über die er in Syrien aber nie offen sprechen konnte. Er ist geflohen, hat seine Familie und viele gute Freunde zurückgelassen, nicht nur, weil Krieg in Syrien herrscht, sondern auch, weil er endlich frei sein wollte. Einerseits hat er genau das in Deutschland erreicht – er muss keine Angst mehr haben. Andererseits steht ihm noch viel im Weg, vor allem die deutsche Bürokratie. „Alles dauert so lang, ich komme nur in ganz kleinen Schritten voran“, sagt er.
Sein Ziel ist nach wie vor, englische Literatur zu studieren. An die Uni in Deutschland kann er offiziell noch nicht, aber er belegt einen Gastkurs an der Humboldt-Universität in Berlin. „Ich versuche einfach, das Beste aus meiner Situation zu machen, auch wenn es manchmal frustrierend ist“, sagt Hamza Mahfood: „Denn im großen und ganzen weiß ich: Ich habe acht Versuche gebraucht, um mit dem Boot nach Deutschland zu kommen. Wir sind gekentert, fast ertrunken, es war alles so gefährlich – und ich würde es sofort wieder tun, wenn ich müsste. Deutschland ist meine Zukunft.“